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3 WSTORY USP

Warum einen USP suchen, wenn er schon da ist?

Über welchen USP, also über welchen Unique Selling Proposition, verfügt dein Unternehmen? Mit dieser Frage ist gemeint, welchen strategischen Wettbewerbsvorteil, bzw. welches Alleinstellungsmerkmal das eigene Unternehmen hat. Klar gibt es in der heutigen Zeit auch noch das ein oder andere Unternehmen, das ein offensichtliches Alleinstellungsmerkmal hat und damit entsprechend erfolgreich ist. Die meisten Unternehmen jedoch haben dies nicht mehr - auch wenn das die Unternehmer oft anders sehen. Viel Spass mit der heutigen #3WSTORY.

Wieder einmal steht eine Strategiesitzung im Unternehmen von Ludwig an. Es ist ja nicht so, dass ihn solche Meetings grundsätzlich stören, nur kommt in den meisten Fällen nicht wirklich etwas Neues dabei heraus. Nichtsdestotrotz macht er sich also auf in den Meetingroom, wo bereits die anderen Geschäftsleitungsmitglieder auf ihn warten. Paul, der Inhaber des Unternehmens, eröffnet das Meeting mit den Worten: "Heute wollen wir unseren USP zusammen genau definieren, also die Antwort finden, worin sich unser Unternehmen von den anderen Marktbegleitern unterscheidet und damit auch dem Kunden einen Mehrwert liefern kann. Dazu habe ich mir überlegt, dass jeder von uns einmal zuerst aufschreibt, was er oder sie darüber denkt, wo wir ein Alleinstellungsmerkmal hätten. Dafür geben wir uns 30 Minuten."

Eifrig machen sich alle daran, auf ihren Laptops, Tablets und Blöcken ein Alleinstellungsmerkmal zu definieren. Nach 30 Minuten hat jede Person im Raum ein Solches definiert und präsentiert es den anderen.

Karl, der Produktionsleiter meint: "Unser Alleinstellungsmerkmal liegt ganz klar in der modernen Produktion und der termingetreuen Lieferung."

Susanne, die Personalverantwortliche meldet sich zu Wort: "Ich bin überzeugt, dass wir der beste Arbeitgeber sind in unserer Branche."

Andreas, der Marketingverantworliche teilt mit: "Unser Branding ist einzigartig."

Markus, der Verkaufsleiter meint: "Wir haben die beste Beratung in der Branche."

Jetzt ist Ludwig an der Reihe. Er ist IT-Verantwortlicher im Unternehmen und hat sich mit dieser Frage sehr schwer getan. "Nun, ich denke," beginnt er, "im Branchenvergleich haben wir die beste IT-Infrastruktur und können so unseren Kunden immer rasch die Antwort liefern, die sie benötigen. Zudem sind wir intern, dank unserer IT, auch sehr effizient und ich würde sagen, auch sehr innovativ."

"Und was hast du aufgeschrieben?" fragt Susanne nun Paul. Dieser schaut in die Runde und zeigt ein leeres Blatt Papier und sagt: "Gar nichts."

Jetzt schauen sich alle etwas verdutzt gegenseitig an und Andreas will wissen, weshalb Paul ein weisses Blatt zeigt. "Wir haben keinen USP und somit auch kein Alleinstellungsmerkmal. Eure Antworten bestätigen mir das," antwortet Paul. "Nicht nur wir haben eine moderne Produktion und liefern termingetreu. Auch sind wir nicht der beste Arbeitgeber, sonst hätten wir wohl kaum diese grossen Schwierigkeiten, passende Mitarbeiter zu finden. Unser Branding ist nicht wirklich einzigartig, da es sehr rational ist und einfach sehr schön und schlicht daher kommt - so wie in jedem industriellen Unternehmen. Vielleicht bloggen wir etwas mehr als andere, aber im Grossen und Ganzen sind die Inhalte die wir teilen austauschbar. Und wenn wir ehrlich sind, ist die Beratungsqualität unserer Mitbewerber auch nicht schlecht, denn wir verlieren auch Aufträge an sie. Selbstverständlich haben wir im Moment sicher eine der modernsten IT-Infrastrukturen. Diese hat uns ja auch eine grosse Stange Geld, Nerven und Zeit gekostet. Aber das ist bestimmt nicht unser USP. Da wir selber auch keine Produkte herstellen, können wir uns auch da nicht profilieren. Fazit also: Wir haben keinen USP."

Es wird ruhig im Raum und alle schauen sich ratlos an. Plötzlich meldet sich Susanne, die Personalverantwortliche, zu Wort. "Das stimmt so nicht. Wir haben einen USP. Wir sind der USP!"

Was Susanne wohl mit dieser Aussage meint? In den Köpfen ihrer Kollegen sind die Fragezeichen bemerkbar. "Was genau meinst du damit?" fragt Paul.
"Ganz einfach," erwidert Susanne. "Wenn ich "Wir" sage, dann meine ich uns, den Menschen." Ihre Kollegen verstehen immer weniger, was Susanne meint. "Ich erklär es euch gerne." Susanne steht auf, macht sich ans Whiteboard und zeichnet ein paar Skizzen. Dazu erklärt sie, dass alles, was sie in ihrem Unternehmen herstellen, austauschbar ist und von anderen Anbietern auch produziert werden kann. Auch die Mitarbeitenden sind austauschbar und schon gar alles Materielle. Was jedoch nicht Austauschbar ist, ist jeder einzelne Mensch selber. Es gibt jeden Menschen auf der Welt nur einmal in seiner Gesamtheit. Jeder Mensch besitzt also von Geburt weg über ein Alleinstellungsmerkmal.

Langsam beginnen die Kollegen von Susanne zu verstehen und hören ihr gespannt weiter zu. Susanne sagt nun: "Jeder Mensch ist einzigartig. Es muss uns jetzt gelingen, diese Einzigartigkeit zu einem USP für unser Unternehmen zu formen und alles von uns eingangs erwähnte, darin unterzuordnen."

"Hab ich dich richtig verstanden," fragt Paul, "du schlägst vor, die Einzigartigkeit jedes einzelnen Menschen in unserem Unternehmen zu einem strategischen Wettbewerbsvorteil unseres Unternehmens zu machen?" "Ja genau," antwortet Susanne. Paul denkt nach, steht auf und drückt Susanne die Hand. "Dieser Vorschlag gefällt mir sehr gut. Ein Alleinstellungsmerkmal auf Basis einer menschlichen Komponente zu definieren, finde ich höchst interessant und spannend wie auch herausfordernd zu gleich. Ich finde es auch extrem faszinierend, dass wir hier im Unternehmen rund 200 Alleinstellungsmerkmale haben, in Form von 200 Mitarbeitenden, diese täglich sehen, mit ihnen sprechen und arbeiten, aber bis jetzt diese noch nie als unseren USP angeschaut haben. Lasst uns diesen Gedanken in den nächsten Wochen weiterspinnen zusammen und schauen, was sich daraus entwickelt."

Mit diesen Worten beendet Paul die GL-Sitzung.

In der heutigen #3WSTORY habe ich aufgezeigt, dass auch andere Wege zu einem Alleinstellungsmerkmal führen können. Denken über den Tellerrand hinaus und Augen und Ohren offen haben, sind oftmals das einfache Mittel, grosse Herausforderungen zu meistern. Welchen USP haben Sie in Ihrem Unternehmen?

Thomas Schüpfer
Ihr Autor

Thomas Schüpfer

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