KI: Was würdest du anders machen? Wie würdest du vorgehen?
TS: Ich würde eine strategische Arbeitgebermarke,
also ein Employer Branding, im Unternehmen aufbauen und etablieren. Das
bedeutet, dass ich mich zuerst dem Problem stellen würde, weshalb ich
keine passenden Mitarbeitenden finde und erst weit hinten danach die
Kommunikationsmassnahmen definieren würde. Denn aus Erfahrung weiss ich,
dass in sehr vielen älteren Unternehmen eines der grössten Probleme
darin liegt, dass diese Unternehmen keine konkrete Vision verfolgen, oft
auch keine klar definierte Mission vorhanden ist und auch die
Unternehmenswerte meist sehr schwammig definiert sind und gar nicht
gelebt werden. Vision, Mission und Werte geben schon sehr viel Auskunft
darüber, welchen Sinn das Unternehmen hat und verfolgt - also in der
heutigen Zeit quasi die Basis dafür, zukünftige Mitarbeitende überhaupt
richtig anzusprechen.
KI: Der Aufbau einer strategischen Arbeitgebermarke
kostet sicherlich sehr viel Geld und Zeit. Kann sich das ein KMU
überhaupt leisten oder ist das nur etwas für Grossfirmen?
TS: Eine Arbeitgebermarke kostet etwas - vorallem
Zeit. Es ist nicht realistisch, eine solche aufzubauen und dann zu
denken, dass sich innerhalb von ein paar Wochen alles ändert und die
Bewerbungen nur so hereinflattern. Jedes Unternehmen kann sich eine
Arbeitgebermarke und die damit verbundene Positionierung als Arbeitgeber
leisten. Die Frage ist, wie dieser Prozess angegangen wird und wer
alles im Unternehmen dahintersteht. Wie es der Name Arbeitgebermarke
schon ausdrückt, handelt es sich dabei um eine Marke des ganzen
Unternehmens. Das heisst, die Arbeitgebermarke muss von ganz oben bis
ganz unten gelebt werden. Das ist zu Beginn des Markenaufbaus oft nicht
ganz einfach, da in KMU das Verständnis für eine Arbeitgebermarke
oftmals zuerst geschaffen werden muss. Im Wort Arbeitgebermarke sind die
Wörter Arbeitgeber und Marke enthalten. Das zeigt auch schön, welche
Unternehmensbereiche sicherlich mit dem Aufbau einer solchen
konfrontiert werden. Nämlich die Geschäftsleitung, das Marketing sowie
die Personalabteilung. Diese bilden das Kernstück beim Aufbau. Weitere
interne Stellen oder Ressourcen werden individuell beigezogen.
KI: Was rätst du Firmen, die aus irgendwelchen
Gründen keine Arbeitgebermarke aufbauen wollen und einfach
Marketingmassnahmen umsetzen, um die Bekanntheit am Arbeitsmarkt zu
steigern?
TS: Solchen Unternehmen rate ich Folgendes: Primär
sollen sie sich wirklich Gedanken darüber machen, wie sie die
Sinnhaftigkeit ihres Unternehmens definieren - also die Frage nach dem
WARUM es sie gibt und was sie für die Menschheit tun. Danach sollen sie
sich auf eine Kernbotschaft einigen und diese in Marketingmassnahmen umsetzen. Wichtig ist einfach zu wissen, dass dies kurzfristig
erfolgreich sein kann. Mittel- bis langfristig ist es jedoch nicht
zielführend.
KI: Fazit ist also, dass ein Employer Branding, also
der Aufbau einer Arbeitgebermarke, etwas gegen den Fachkräftemangel tun
kann. Stimmt das?
TS: Das kann man so sagen. Allerdings muss auch
erwähnt werden, dass sich immer mehr Unternehmen mit einem Employer
Branding, also dem Aufbau einer Arbeitgebermarke, auseinandersetzen und
eine solche realisieren. Daher wird es in Zukunft nicht einfacher, an
Fachkräfte zu kommen, zumal es ja oft dieselben Menschen sind, die die
Unternehmen untereinander suchen. Während im Moment vielleicht noch
Benefits eine Rolle spielen, wird in Zukunft garantiert der Sinnfrage
viel mehr Gewicht beigemessen. Unternehmen, die eine klare Vision
verfolgen und die Antwort auf das WARUM haben, werden in Zukunft auch
die richtigen Mitarbeitenden ansprechen. Davon bin ich überzeugt. Also
ran an die Hausaufgaben.
KI: Danke für das interessante Interview.