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Mission Belvedere

Interview mit Andreas R. Belvedere: Wie wird eine Mission, also die Frage was ein Unternehmen für die Menschheit macht, erfolgreich umgesetzt?

Thomas Schüpfer (TS): Um diese Frage zu beantworten, freue ich mich, Andreas R. Belvedere, seinerseits Experte für Management von Unternehmen in der Ära der grossen Umbrüche/Transformation, Management of Change und Neue Arbeitswelt 4.0, ein paar Fragen zu stellen. Doch bevor wir uns an die Fragen machen, stell dich doch kurz vor, Andreas.

Andreas R. Belvedere (AB): Als international erfahrener Unternehmensberater, Coach, Kurs- und Workshopleiter unterstütze ich Firmen, Organisationen & Einzelpersonen in Veränderungsprozessen, und helfe sie fit für die Zukunft zu machen. Ein wichtiger Fokus in meiner Arbeit sind die bestehenden, noch nicht erkannten und deshalb noch nicht genutzten Potenziale bezogen auf die Organisation (Strukturen, Prozesse, Technologien) und die Mitarbeitenden. Diese gilt es aus meiner Sicht systematischer zu nutzen. Es ist mir also sehr wichtig, stets eine ganzheitliche Perspektive einzunehmen und diese Sicht auch beim Kunden zu fördern: der Blick aufs Ganze soll nie aus den Augen verloren werden – deshalb habe ich in meiner Beratung v.a. auch das Thema "Nachhaltiges Management" und die Menschen sowie die menschlichen Prozesse stark im Fokus.

TS: Eine Mission ist heutzutage eines der wichtigsten Kernelemente einer sinnstiftenden Arbeit. Unternehmen tun sich gut daran, die Frage nach dem „Wofür“ zu beantworten, also was die Daseinsberechtigung des Unternehmens ist. Welchen Einfluss hat eine sinnstiftende Mission auf Menschen aus deiner Sicht?

Andreas Belvedere

Einfluss einer sinnstiftenden Mission auf Menschen

AB: Eine solche Mission zu haben wird für Unternehmen immer wichtiger. Dabei ist aber nicht nur wichtig, dass sie sinnstiftend ist. Sie muss vor allem auch ernst gemeint sein und auf einer echten Absicht der Unternehmung basieren, sie nachher auch leben zu wollen. Wenn das erfüllt ist, kann sie ihre positive Kraft sozusagen auch in der Welt entfalten. Sinnstiftende Werte, die mittels einer guten Mission oder Vision kommuniziert werden, können eine sehr positive und grosse Wirkung auf die Menschen entfalten. Das wird immer wieder unterschätzt. Menschen lassen sich so begeistern, motivieren und sogar richtig mitreissen.

TS: Du hast sicher auch schon davon gehört, dass eine Mission oftmals für die Schublade entwickelt und von vielen Mitarbeitenden im Unternehmen eher belächelt wird. Wie stellst du sicher, dass die Mission auch wirklich gelebt wird?

AB: Dass Missionen oft nur für die Schublade entwickelt werden, ist etwas, dass ich in der Praxis immer wieder erlebe. Wird eine Mission also nur für Image- oder Marketingzwecke entwickelt, hat sie eigentlich keine Kraft. Dasselbe gilt, wenn sie danach einfach nicht gelebt wird. Ich halte es für falsch, wenn Unternehmen diesen Weg gehen. Eine sinnstiftende Mission aber, wie ich vorher schon gesagt habe, kann eine sehr positive und grosse Wirkung auf Menschen entfalten. Den Prozess der Integration der Mission in das tägliche Handeln kann gut unterstützt werden, indem man sie mit Überzeugung über alle verfügbaren Kommunikationskanäle klar kommuniziert und immer wieder in Erinnerung ruft. Letztlich muss man aber auch einen Abgleich mit der Ist-Situation machen, um zu überprüfen, wo die derzeitige Realität mit der Mission kollidiert und was man ändern muss, damit die Werte der Mission auch wirklich das unternehmerische Handeln prägen.

Leben Menschen mit unterschiedlichen Nationalitäten und Kulturen eine gemeinsame Mission?

TS: Ich stelle mir vor, gerade in produzierenden Unternehmen, wo Menschen mit unterschiedlichen Nationalitäten und Kulturen täglich zusammenarbeiten, es herausfordernder ist, eine gemeinsame Mission zu leben oder täuscht das?

AB: Es ist immer eine grosse Herausforderung, Werte von Menschen zu harmonisieren. Sind Mitarbeitende aus vielen verschiedenen Kulturen zu führen und zu koordinieren, macht das die Aufgabe sicher nicht einfacher. Das muss aber nicht unbedingt so sein, denn letztlich ist es der Charakter der Menschen, also mehr ihre Offenheit und Anpassungsfähigkeit, die bestimmt, ob neue Werte angenommen und integriert werden, oder nicht. Es wäre aus meiner Sicht deshalb wichtiger, die Mitarbeitenden aller Stufen möglichst gut und früh in den Prozess der Entwicklung der Mission aktiv einzubinden. So kann nämlich eine konstruktive Auseinandersetzung mit den Werten anderer stattfinden und der Prozess der Harmonisierung bereits beginnen. Die Mission wird dann von Anfang an auch "ihre" Mission, also die von allen.

Mission und Stellenabbau - wie vertragen sich die beiden?

TS: Die aktuelle Coronasituation hat viele Unternehmen gezwungen, völlig neue Wege zu gehen und sicher im ein oder anderen Unternehmen auch dazu geführt, dass Stellen abgebaut werden mussten. Wie wird in einer solchen Situation mit einer Mission umgegangen?

AB: Ja, Corona hat unsere Leben ziemlich durcheinandergebracht. Wenn in Krisenzeiten Stellen abgebaut werden müssen, betrachte ich das als eine ausserordentliche Situation. Mitarbeitende, die von einem solchen Stellenabbau betroffen sind, werden das bis zu einem gewissen Grad also auch verstehen und akzeptieren können. Ein Abbau muss mit der Mission ja aber auch nicht automatisch kollidieren. Wichtig ist für mich eher, dass die Unternehmung auf ihr Vorgehen bezogen, also das Wie, nicht völlig gegen die Werte ihrer Mission handelt. Zusätzlich kann sie die betroffenen Mitarbeitenden aktiv bei der Stellensuche unterstützen und dabei auch unkonventionelle Wege gehen. Mitarbeitende an andere Unternehmen auszuleihen, mit anderen Unternehmen zusammen Vorstellungsnachmittage oder Job-Foren zu veranstalten, Job-Coaches und eine Mitarbeiterbetreuung zur Verfügung zu stellen, oder ähnliches, sind hier denkbare Unterstützungsmassnahmen.

Thema der Nachhaltigkeit wichtig in einer Mission?

TS: Last but not least die Frage, wie wichtig ist es in der heutigen Zeit, dass eine Mission auch einen Gedanken an die Nachhaltigkeit, das Thema der Weltverbesserung, integriert haben muss und wie stellst du sicher, dass dieser Aspekt in den Köpfen der Menschen im Unternehmen verankert wird? Schliesslich betrifft dieser Aspekt ja nicht nur ihre tägliche Arbeit, sondern ihr Grundverhalten.

AB: In meiner Arbeit lege ich Wert darauf, Unternehmen so zu beraten, dass sie ganzheitlich planen und handeln. Dass Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit für sich klären, halte ich deshalb für sehr wichtig. Das Problem ist hier aber, dass Nachhaltigkeit alleine nicht viel aussagt. Es muss im Zuge der Entwicklung der Mission also geklärt werden, was Nachhaltigkeit für das Unternehmen konkret bedeutet. Letztlich braucht es hier klar definierte Inhalte. Zur erfolgreichen Umsetzung einer so verstandenen Mission gilt aus meiner Sicht dann wieder das, was ich zuvor schon in Bezug auf die sinnstiftende Mission gesagt habe. Weil das Thema Nachhaltigkeit aber sehr komplex ist, muss man hier mehr Energie in den gesamten Prozess investieren. Möglicherweise wird hier ja das Unternehmen fundamental neu ausgerichtet. Deshalb ist es aus meiner Sicht umso wichtiger, dass möglichst viele Mitarbeitende aller Stufen möglichst früh und aktiv in den ganzen Prozess eingebunden werden. Der künftige Umgang des Unternehmens mit dem Thema Nachhaltigkeit kann sich so durch das gesamte Unternehmen hindurch möglichst früh und Schritt für Schritt in den Köpfen der Mitarbeitenden verankern.

TS: Danke für das interessante Interview.

Thomas Schüpfer
Ihr Autor

Thomas Schüpfer

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